Bundesverbraucherschutzministerium zum Thema EHEC

Seit der zweiten Maiwoche sind in Deutschland vermehrt Personen an den Symptomen des so genanntem hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) erkrankt.Als Ursache wurden Infektionen mit dem EHEC-Bakterium, einem Bakterium aus der Familie der Escherichia-coli-Bakterien, festgestellt.

Die Fälle traten gehäuft vor allem in Norddeutschland auf, allerdings auch in anderen deutschen Regionen in nennenswerter Zahl. Die hohe Zahl der HUS-Fälle in einem kurzen Zeitraum und auch die betroffenen Alters-/Personengruppen ist extrem ungewöhnlich. Nach Auffassung der Experten des Robert Koch-Institutes (RKI) ist das aktuelle Krankheitsgeschehen sowohl im Hinblick auf die hohe Fallzahl als auch als das Spektrum der Betroffenen (überwiegend Erwachsene, davon überwiegend Frauen) als weltweit bisher einmaliger EHEC-/HUS-Ausbruch einzuordnen.

Das Bundesministerium für Gesundheit hat zum Thema EHEC unter der Telefonnummer 01805 – 99 66 01 ein Bürgertelefon eingerichtet. Das Bürgerreferat des Bundesverbraucherministerium ist unter der Rufnummer 030 – 185 29 3377 (werktags 10 bis 17 Uhr) erreichbar.Neben dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz haben auch das Bundesgesundheitsministerium, das Robert-Koch-Institut, das Bundesinstitut für Risikobewertung sowie zahlreiche Länderbehörden detaillierte Verbraucher-Informationen auf ihren Internetseiten veröffentlicht (siehe Links unten). Die Informationen der Bundesbehörden werden regelmäßig aktualisiert.

Warnung vor dem Verzehr von Sprossen

Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium hat am Sonntag, 5. Juni, mitgeteilt, dass Sprossen-Produkte aus einem Gartenbaubetrieb im Landkreis Uelzen in Verdacht stehen, EHEC-Keime verbreitet zu haben. Die Auswertung von Handelsbeziehungen weise mehrfach den Weg von diesem Erzeuger zu späteren Erkrankungsfällen, so die niedersächsischen Behörden. Deshalb sei der Betrieb, der noch am Sonntag gesperrt wurde und dessen Produkte und Lieferungen bereits zurückgerufen worden seien, als „eine wesentliche Quelle anzunehmen“, hieß es. Laborbefunde sollen Anfang der Woche vorliegen. Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium rief die Verbraucher dazu auf, „auf den Verzehr von Sprossen zu verzichten, weil das die überzeugendste Einschleppungsquelle für EHEC-Erkrankungen sein dürfte“.

Unabhängig von den neuen Hinweisen aus Niedersachsen halten das Robert-Koch-Institut (RKI) und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vorerst weiter an ihrem Verzehrshinweis für Gurken, Tomaten und Salat fest. Der Verzehrshinweis, die auf Basis einer epidemiologischen Studie und Befragungen betroffener Patienten erstellt wurde, war erst am vergangenen Freitag von den beiden Fachbehörden erneuert worden. Der Warnhinweis von RKI und BfR beruht nicht auf Laborbefunden, sondern auf der eingehenden Befragung erkrankter Menschen, die genaue Angaben (Art und Ort) konsumierter Produkte gemacht haben. Vor dem Hintergrund des gravierenden Ausbruchsgeschehens mit zum Teil schweren gesundheitlichen Folgen empfehlen das Robert-Koch-Institut und das Bundesinstitut für Risikobewertung – über die üblichen Hygieneregeln im Umgang mit Obst und Gemüse hinaus – vorsorglich bis auf weiteres Tomaten, Salatgurken und Blattsalate, die sich insbesondere in Norddeutschland auf dem Markt befinden, nicht roh zu verzehren.

BfR und RKI arbeiten eng mit den niedersächsischen Behörden zusammen und unterstützen die Spurensuche mit Hochdruck. Das BfR als nationales Referenzlabor hat den niedersächsischen Behörden überdies seine Laborkapazitäten zur Abklärung der jüngsten Hinweise angeboten.

Studie des RKI zur Ursache der EHEC-Infektionen

Das Robert Koch-Institut hatte in den vergangene Tagen gemeinsam mit den Gesundheitsbehörden Patienten in Krankenhäusern intensiv zu ihren Ernährungsgewohnheiten und anderen möglichen Infektionsquellen befragt. Die Studie zeigte (wie oben beschrieben), dass Patienten, die vom aktuellen EHEC-Ausbruch betroffen sind, deutlich häufiger rohe Tomaten, Salatgurken und Blattsalate verzehrt hatten als gesunde Studienteilnehmer. Allerdings steht noch nicht fest, ob nur eines oder mehrere dieser drei Lebensmittel mit dem Ausbruchsgeschehen in Zusammenhang stehen. Auch ist nicht auszuschließen, dass andere Lebensmittel wie etwa Sprossen als Infektionsquelle in Frage kommen. Die Studie wurde nur in Hamburg durchgeführt und hat aus diesem Grund nur bedingte Aussagekraft für andere betroffene Orte.

Vor dem Hintergrund des noch anhaltenden, gravierenden Ausbruchsgeschehens mit zum Teil schweren gesundheitlichen Folgen empfehlen das RKI und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) – über die üblichen Hygieneregeln im Umgang mit Obst und Gemüse hinaus – vorsorglich bis auf weiteres Tomaten, Salatgurken und Blattsalate insbesondere in Norddeutschland nicht roh zu verzehren.

Durch Erhitzungsverfahren wie Kochen, Braten und Pasteurisieren werden EHEC abgetötet. Voraussetzung ist, dass für mindestens zwei Minuten eine Temperatur von 70 °C im Kern des Lebensmittels erreicht wird.Gegenüber anderen Umwelteinflüssen, beispielsweise einem sauren Milieu, Kälte, Austrocknung oder hoher Salzkonzentration, sind diese Bakterien jedoch relativ unempfindlich. Auch durch Tiefgefrieren von Lebensmitteln lassen sich EHEC-Bakterien nicht zuverlässig abtöten.

Wie können Verbraucherinnen und Verbraucher sich schützen?

Verbraucher und Verbraucherinnen können – wie oben beschrieben – das Risiko einer Infektion minimieren, wenn sie sich an die beiden jüngsten Verzehrsempfehlungen halten, die bezüglich dem Verzehr von Sprossen von den niedersächsischen Behörden und bezüglich rohen Tomaten, Gurken und Salat vom RKI gemeinsam mit dem BfR veröffentlicht wurden.

Wie arbeitet das BMELV?

Die Untersuchungen laufen auf allen Ebenen auf Hochtouren, um die Quelle der Infektionen zu finden und die weitere Ausbreitung zu stoppen. Es kommen stündlich mehr Einzeldaten zusammen, sowohl auf der medizinischen Seite, als auch bei den Lebensmittelbehörden der Länder. Die zuständigen Landes- und Bundesbehörden stehen vor der Herausforderung, die vielen Mosaiksteine, die vor ihnen liegen, zu einem Gesamtbild zusammenzufügen, das die drängenden Fragen nach der Entstehung der Epidemie beantwortet.

Die für die Lebensmittelüberwachung zuständigen Behörden der Länder werden vom Bundesverbraucherministerium regelmäßig und unverzüglich über neue Entwicklungen informiert, damit sie sich bei ihren weiteren Untersuchungen auf verdächtige Lebensmittel konzentrieren können. Es gilt jetzt schnellstmöglich die genaue Herkunft der belasteten Waren zu klären.

Bundesminister Bahr, Bundesministerin Aigner und Präsident des RKI Prof. Dr. Reinhard Burger Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner und Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr informierten sich am 30.05.2011 gemeinsam mit Vertretern der Länder im Robert-Koch-Institut (RKI) über den Stand der wissenschaftlichen Untersuchungen zu den jüngsten EHEC-Fällen (von links: Bundesminister Bahr, Bundesministerin Aigner und Präsident des RKI Prof. Dr. Reinhard Burger), Quelle: BMELV

Das BMELV hat bereits frühzeitig einen Krisenstab eingerichtet und steht in engem Kontakt mit allen zuständigen Regierungsstellen und Bundesbehörden, den für die Lebensmittelüberwachung zuständigen Länderbehörden sowie mit der Europäischen Kommission, um die Schutzmaßnahmen mit den EU-Partnern schnell und eng abzustimmen.

Das BMELV ist in ständigem Informationsaustausch mit dem Robert-Koch-Institut, dem Bundesinstitut für Risikobewertung, dem Bundesgesundheitsministerium und den zuständigen Stellen der Länder.