Geldanlage:Selbstüberschätzung

„Ich weiß genau, dass die Akte von XY weiter steigt“ oder „Der Goldkurs geht mit Sicherheit in den nächsten sechs Monaten in den Keller“ sind Annahmen, auf die man im Bekanntenkreis des öfteren stößt.

Und auch man selbst ist nicht frei davon, zu glauben, man könne den Markt durchschauen und vorhersagen. Dabei können selbst Experten nicht mit Sicherheit sagen, was die Zukunft einer Geldanlage bringt oder wie sich ein Markt entwickeln wird. So mancher, der sich seiner Prognosen sehr sicher war, ist damit kräftig auf die Nase gefallen. Selbst echte WallStreet-Größen, die ein Vermögen mit Wertpapieren gemacht haben, sind nicht immer dem richtigen Investment auf der Spur. Denn nur eines ist sicher: Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie sich auf die Zukunft beziehen. Da helfen noch so komplizierte Berechnungen und Modelle nicht: Die Realität hat zu viele Faktoren, die man nicht berücksichtigen kann. Und der richtige Riecher hat dann meistens eben doch mit Glück zu tun und weniger mit dem Geschick des Investors. Trotzdem tauchen sie immer wieder auf, die angeblichen Heilsbringer mit der „Weltformel für die Geldanlage“. Und beobachtet man nicht auch bei sich selbst, dass man zu wissen glaubt, wie Kurse und Märkte sich entwickeln?

Die Psychologie

Die meisten Menschen neigen zur Selbstüberschätzung. Studien zufolge gilt das zumindest für Menschen, die nicht gerade an Depressionen leiden und daher ein geringes Selbstwertgefühl haben. So zeigen Umfragen beispielsweise, dass sich zwischen 80 und 90 % der (nicht-depressiven) Menschen für überdurchschnittlich intelligent halten – was rein verteilungsmathematisch schon unmöglich ist. Denn natürlich könnten maximal die Hälfte aller Menschen überdurchschnittlich intelligent sein. Auch Visionen zur eigenen beruflichen und privaten Zukunft werden amerikanischen Studien zufolge für sich selbst weit rosiger ausgemalt als für die Mitmenschen. Ähnlich verhält es sich mit der Einschätzung anderer Eigenschaften, gerade auch der Fähigkeit zum „richtigen“ Investment. Der Forscher Daniel Kahneman hat dies nachgewiesen, indem er Probanden die Entwicklung des Dow Jones voraussagen ließ, die dieser nach ihrer Ansicht mit 99 prozentiger Wahrscheinlichkeit nehmen wird. Später verglich er die Voraussagen mit der realen Entwicklung. Es war zu erwarten: Die Prognosen der Investoren waren gezeichnet von Selbstüberschätzung und trafen nicht annähernd im geschätzten Umfang ein. Die Hertie-Stiftung zeigte gar in einer Langzeitstudie von 1992 bis 2003, dass mehr als 50 % der von Profis gemachten Prognosen falsch waren. Grundsätzlich ist aus psychologischer Sicht die Gefahr groß, dass Chancen zu hoch und Risiken zu niedrig bewertet werden, wenn man eine Anlage und deren Entwicklung einschätzt.

Der Ratschlag
Seien Sie ehrlich zu sich: Können Sie den Markt vollkommen durchschauen und vorhersagen? Wahrscheinlich nicht, niemand kann das. Sie sollten daher auch stutzig werden, wenn Ihnen jemand ganz konkret sagt, wie sich eine Anlage entwickeln wird. Wenn es sich nicht gerade um einen Banksparplan oder eine Festgeldanlage handelt, ist diese Prognose nämlich wahrscheinlich nicht haltbar. Je genauer die Vorhersage, desto eher ist Vorsicht geboten.Stellen Sie Ihr Portfolio breit auf, diversifizieren Sie! Dann können Sie von eventuell stark gewinnbringenden Anlagen profitieren, es schmerzt aber nicht zu sehr, wenn Sie einen Teil verlieren.Aktiv gemanagte Investmentfonds kranken häufig an der Managementstrategie, die pausenlos Prognosen machen muss. Prognosen bringen aber nichts, wie wir gesehen haben. Dafür kostet das (nutzlose) Management auch noch Gebühren. Wenn Sie also in Aktienfonds investieren wollen, halten Sie sich an so genannte ETFs, die nur einen Index nachbilden und nicht zusätzlich gemanagt werden.

Quelle.VBZ NRW