Geldanlage:Massenfalle und Herdentrieb

Jede Zeit hat ihre Geldanlage-Hits. So boomt derzeit beispielsweise Gold und lässt den Kurs in ungeahnte Höhen schnellen. Um die Jahrtausendwende waren es die so genannten New-Economy-Aktien von Unternehmen aus dem Internetumfeld, bei denen sich die Anleger überschlagen haben. „Wenn alle in diese Anlage investieren, dann kann es ja nur hochgehen mit dem Kurs“, vermutet der geneigte Anleger. Irrtum!

Die Geschichte ist voll von Beispielen für Kursabstürze, die auf Zeiten großer Euphorie folgten. Und voll von Beispielen dafür, dass auch sehr kluge Menschen gelegentlich Opfer irrationalen Überschwangs an der Börse werden. So gibt es die Geschichte, dass Sir Isaac Newton in der so genannten Südsee-Krise zunächst mit einer Investition einen Gewinn machte, verkaufte und dann wegen der anhaltend steigenden Kurse noch mal investierte – und einen stattlichen Anteil seines Vermögens verlor. Sein Kommentar dazu soll sinngemäß gelautet haben: „Ich kann die Bewegung der Sterne berechnen, aber nicht die Verrücktheit der Menschen.“

Solche Blasen kamen noch häufiger in der Finanzwelt vor. Erinnern Sie sich an die Immobilienblase in den USA, die die Weltwirtschaft 2008 in eine Krise gerissen hat? Auch die New-Economy-Blase hat Anleger viel Geld gekostet. Das kann passieren, wenn eine Blase zu groß wird. Natürlich kann auch alles gut gehen und der Absturz ausbleiben. Eine geplatzte Blase jedoch hat zur Folge, dass die Kurse ins Bodenlose stürzen, und sich unter Umständen nicht so schnell wieder erholen. Je nachdem, zu welchem Zeitpunkt man eingestiegen ist, hat man als Anleger dann herbe Verluste gemacht. Immerhin ist man damit aber nicht alleine, denn die Masse der Anleger hat sich ja genau so verhalten. Tröstlich ist das aber nicht.
Die Psychologie

In Finanzdingen sind Menschen oft Herdentiere. Das Gruppenverhalten unterscheidet sich dabei unter Umständen stark von dem, was man als Einzelakteur tun würde. Und so neigen viele Anleger dazu, sich durch das Verhalten anderer zu riskanteren Geschäften animieren zu lassen. Dabei bleibt das rationale Verhalten oft auf der Strecke.

Ein anderes Phänomen spielt hier mit rein: falsche Sichtweisen (wie zum Beispiel die Risikobewertung einer Anlage) erscheinen irgendwann richtig, wenn nur oft genug von verschiedenen Seiten behauptet wird, sie seien richtig. Das hat der Sozialpsychologe Solomon Asch bereits in den 1950er Jahren in einem recht bekannten Experiment nachgewiesen. Dabei ließ er Probanden die Länge zweier gleich langer Linien vergleichen. Die eine Gruppe schätzte unvoreingenommen und richtig beide Linien gleichlang. In der zweiten Gruppe gaben (vorher eingeweihte) Probanden an, die Linien seien ungleich. Die wenigen verbleibenden Personen zeigten sich beeinflusst und schätzten die tatsächlich gleich langen Linien so ein, wie es der Großteil der Gruppe getan hatte.

Zahlreiche spätere Studien haben diesen Effekt von Gruppenverhalten bestätigt. Je größer die Masse, die in eine bestimmte Richtung rennt, desto wahrscheinlicher ist es, dass man selbst hinterher rennt. So entstehen auf dem Finanzmarkt Spekulationsblasen, die unweigerlich irgendwann platzen müssen.
Der RatschlagVertrauen Sie nicht blind dem Rat von guten Bekannten, und glauben Sie auch nicht alles, was Sie von anderen Anlegern in Internetforen oder ähnlichen Plattformen lesen. Wenn Sie Rat suchen, dann sollte dieser unabhängig sein.Bleiben Sie bei Ihren Zielen! Wenn Sie ein eher sicherheitsorientierter Anleger sind, sollte Sie kein Herdentrieb dazu veranlassen, doch mal „was anderes“ auszuprobieren. Orientieren Sie sich lieber weiterhin an für Sie geeignete Investments. Und wenn Sie mit einem höheren Anteil riskanter Anlagen auf eine höhere Rendite zielen – verkaufen Sie nicht nur deshalb ihre Aktienfonds, weil alle anderen es auch tun. Denn Übertreibungen gibt es sowohl nach oben als auch nach unten. Und gerade Zeiten, in denen die Masse sehr pessimistisch war, haben sich immer wieder als gute Kaufgelegenheiten erwiesen – denken Sie nur an den Beginn des Jahres 2009. Legen Sie langfristig an – dann können Ihnen kurzfristige Schwankungen egal sein. Versuchen Sie nicht, klüger als der Markt zu sein. Legen Sie feste Quoten für riskante Anlagen (zum Beispiel Aktien-ETFs) und risikolose Anlagen fest – und halten Sie sich daran.

Quelle.VBZ NRW